Frankreich – Bretagne/Normandie/St. Malo/Granville/ Les Iles Chausey/ Cap Fréhel/Fort La Latte/ Ile des Ehbiens/ Phare de Ploumanac’h/ Trégastel
Trockenfallen und Tidesegeln einfach erklärt
Liebe Kunden der Rathje Werft in Kiel/Pries,
auf die viele Nachfrage hin hier meine Yachteinschätzung zur Alubat OVNI 345 zusammen mit meinen Empfehlungen für eine Charterreise in die Bretagne für die ganze Familie und vor allem trotz Tidenhub von bis zu 12 Metern sicherer als man denkt.
Ich möchte die Bilder sprechen lassen und nicht zu stark ins Detail gehen. Gern können Sie mir aber schreiben, wenn Sie spezielle Fragen zu dem Gebiet haben, ich helfe gern.
Zunächst müsste man über das Land und die Menschen viel mehr schreiben ,aber das würde den Bericht überladen…
Fakten:
- Organisation: Charter organisieren wir gern über die Werft
- Charterhäfen Bretagne: Granville/Normandie, St. Malo, La Trinité-sur-Mer u.a.
- Yachten die passen: Alubat Ovni(F) oder Southerly(GBR)
- Tiefgang 0,70 bis 2,10 Schwenkkiel je nach Größe
- Entfernung Kiel-Granville 1.200 km
- Diesel: KFZ und Schiff gut 18% teurer als in Deutschland
- An Bord: 8 Schwimmwesten, Rettungsinsel, Raketen, Schlauchboot, Außenbordmotor usw.
- Versorgung: 3 Batterien aber nur über Motor oder Kabel aufladbar
- Häfen: Perfekt ausgestattet, Tankstelle, Wasser, Dusche WC im neusten Zustand
- Lebensmittel: nie weiter als 800 m vom Hafen entfernt
- Parken: Gratis im Hafen
- Charter 14 Tage: ab 2.700,00
- Kaution: 3.000,00
- Übernahme/Abgabe: Fair und schnell, termingerecht
- Revier: bis 12 Mieter Tide, große Sandbänke, Sandstrände, viel Kultur, lange Welle aber auch kurze Strömungssee
- Schleusen: Ja, ab St. Malo in Richtung Dinan
- Häfen: Meist die Wahl zwischen Boje, Trockenfallbecken und Hafenbecken mit Staumauer und Anzeige, wann sie befahrbar ist
- Navigationsinstrumente/ Karten/ Handbücher: An Bord
- Skipper: Helge und Bianca Petersen
Die Reise ist leicht zu planen, fährt man früh in Kiel los, kann man die Strecke an einem Tag schaffen, ein Zwischenstopp vereinfacht aber alles.
Als Zwischenstopp mag die neue Architektur in Rotterdam bewundert werden oder bei Amiens die Geschichte des I. und II. Weltkrieges durch beeindruckende Denkmäler nachempfunden werden. Immerhin fährt man durch die furchtbaren Schlachtfelder mitten hindurch. Ein Stopp in der Normandie zur Besichtigung der Landungstrände des II. Weltkrieges mag auch ein Gedanke sein. Aber wer auf die wunderschönen Kathedralen und Bauten Frankreichs setzt, der kann seinen Zwischenstopp in Amiens planen und dort die wunderschöne Altstadt genießen.
Auf dem Weg sind auch viele Kloster zu finden.
Wir haben uns 30 km vor Granville noch eine Glockengießerei angesehen und eine Glocke für eine Gebäudesanierung erworben.
Gleich neben Granville ist die Bucht des Le Mont-Saint-Michel. Er ist schon von weitem zu sehen und begleitet auch wenige Meilen vor Granville auf See. Will man ihn mit dem Segelschiff besuchen, so muss man die Wochen nehmen, bei denen Sonne und Mond in einer Linie stehen, denn dann beträgt der Tidenhub 12 Meter. Das ist wichtig, da die Sände um den wunderschönen Felsen gut 10 Meter hoch sind. Deswegen auch die ausdrücklich Warnung, nicht eine Stunde vor oder nach Hochwasser in das Gebiet zu fahren, um ggf. ein wochenlanges Trockenliegen zu riskieren.
Aber wie das Bild zeigt, lohnt es sich. Meine Empfehlung ist, die hintere Insel zu nehmen und dann zu wandern. Achtung, diese steht aber unter Naturschutz.
Von Granville aus ist es ein Sprung von wenigen Seemeilen zum Inselkomplex Les Iles Chausey. Dort ist die Hauptinsel die kleinere Attraktion. Vielmehr geht es um die Felsenlandschaft und die unendlichen Strandflächen dazwischen. Wer es einfach haben will, hängt sich einfach an eine der offiziellen Bojen.
Das ist aber der langweilige Part. Wir haben ja extra eine Yacht zum Trockenfallen. Deswegen fahren wir weiter. Direkt in gerader Linie zu dem Bojenfeld erstreckt sich ein unglaublich schöner Trockenfallplatz mit einer grandiosen Felsenlandschaft. Schauen bei Hochwasser nur wenige Spitzen heraus, so baut sich eine enorme Naturlandschaft auf, wenn die 10 Meter Wasser abgelaufen sind. Keine Angst, es gibt dort keine überraschenden Strömungen, man peilt nur die Felsformation mit dem weißen Markierungen an und wirft 100 Meter davor den Anker.
Hier kommt die Ovni voll zur Geltung. Das Ruderblatt kann hydraulisch geklappt werden, der Kiel hochgeschwenkt werden und die Yacht geht selbst bei mittlerer Welle weich auf den Sand.
Hier kommt die enorme Steifigkeit und Verarbeitung zum Tragen, es gibt keine „fiesen“ Geräusche, die Yacht ist voll in Ihrem Element. Die schwere Kielplatte sorg dafür, dass sie nicht tanzt und gerade und sauber zum Stehen kommt. Zu keinem Zeitpunkt hat man Angst, die Yacht wäre von den Elementen bei der Strandung überfordert.
Vor allem weil eben nur noch der verstärkte Rumpf aus Alu wie ein großer Wahl auf dem Sand liegt und diesem folglich nichts angehabt werde kann.
Das Wasser ist enorm schnell weg, so dass das Schiff nach 10 Minuten fest liegt.
Unten zeigt sich die Landschaft bei Ebbe.
Man beachte die Tankfelder im Vordergrund. Das Wasser ist kristallklar und somit ist es wunderschön über die Tankfelder mit dem Schlauchboot zu paddeln, wenn sie aufschwimmen.
Nun wird man aber belohnt von den unendlichen Prielen, der Strömung, unendlichen Fußmärschen und dem enormen Eindruck der Natur, die immerhin zweimal am Tag den Tidehub vollbringt.
Da die Ovni immer sicher und gerade steht, ist die Rechnung des Genießens nun einfach:
Fällt man zwei Stunden nach Hochwasser trocken, hat man 4 Stunden ablaufend und 4 Stunden auflaufendes Wasser.
Also alle Ruhe zum Wandern, lesen etc. Die Ausstattung der Ovni in Sachen Küche ist der typische Standard einer Yacht in dieser Größe. Ein Ofen und vier Herdplatten geben die Möglichkeit, alles zu kochen.
Ein sehr großer Holztisch im Cockpit sichert den Genuss draußen. Bei der kleinen Alubat ist innen der Tisch in der Mitte und bei den größeren ab 40ft seitlich, also auch der typische Standard.
Langweilig für die, die wegen des festen Kiels nur an der Tonne im Hintergrund liegen können.
Jetzt wo die Yacht trocken gefallen ist, kann man sich auch entscheiden, die Nacht zu bleiben. Dann muss aber für einen Tidenhub der Anker so ausgerichtet werden, dass das Schiff frei von den Felsen ist und vor allem so weit weg von den höheren Sänden ist, dass man zu den geplanten Zeiten auch los kommt. Beispiel, will ich nun von den Inseln in Richtung Osten, brächte ich noch auflaufendes Wasser. Lege ich das Schiff nun aber so trocken, dass es erst eine Stunde vor Hochwasser schwimmt, ist die Tagestour unmöglich, weil ich dann nicht gegen die Strömung des ablaufenden Wassers ankomme. Will ich aber nach Westen, wäre es genau richtig, weil ich dann die Strömung mit mir habe. Will ich aber im Westen in einen Hafen oder auf eine andere Sandbank, kann es auch zu spät sein, weil dann dort zu wenig Wasser ist.
Granville hat z.B. eine 3 Meter hohe Staumauer, damit der Hafen immer 3 Meter hat. Man muss nach Tidetabelle also rechnen, wann man spätestens da sein muss. Aber keine Angst beim Hafen selber zeigt eine große Anzeigentafel in Dezimeter, wie hoch die Mauer unter Wasser ist. Und wir brauchen ja nur 0,70 Meter.
Ich glaube, jeder kann sich vorstellen, wie viele Muscheln, Vögel und Pflanzen zu entdecken sind. Bei voller Saison, wo sonst überall alles ausgebucht ist, die Häfen überfüllt, die Städte und Strände voll, hat man den Strand für sich.
Hier behaupte ich mal, dass es ein Holzschiff war, denn übrig war nur noch der Motor.
Recht schnell und leicht geht die Fahrt von hier nach St. Malo. Dazwischen sind aber noch unzählige Buchten, wenn man mag. Und vor allem Cancale. Hier müssen Sie hin! In der Karte sind zwischen den Felsen extra Strudel eingezeichnet. Die Wassermengen der fast ganzen Bucht von Le Mont-Saint Michel laufen an diesen Felsen und dem kleinen Ort vorbei hinaus in Richtung Ärmelkanal. Keine Chance gegen diese Strömungen anzukommen, also bitte genau rechnen. Legt man sich an eine Mooring, so erlebt man folgendes: Das Wasser bewegt sich ja grob wie folgt. 1/12 2/12 3/12 3/12 2/12 1/12 pro Stunde. Also in den mittleren zwei Stunden fließen 6 Meter Wasser, also 75 cm in 15 Minuten. Heißt, man liegt an der Mooring, nichts ist los, ruhiges Wasser, Fische springen aus dem Wasser und ganz plötzlich setzt eine Strömung ein, als wenn man mit der Yacht von der Mooring gerissen wird. Alle Schiffe drehen und stampfen, es setzt eine richtig starke Tidewelle ein. Nach zwei Stunden plötzlich Ruhe.
Zwischen den Felsen unter Motor ist es mit den Strudeln noch extremer. Ein Muss also, aber übernachten muss man nicht, ist jedenfalls mit und ohne Wind sehr unruhig.
St. Malo ist einfach nur schön und muss selber erkundet werden. Mein Tipp gleich hinter der Stadt von See aus das Bojenfeld nutzen oder gegenüber einfach auf die Strände fahren.
Die Strände sind extrem ruhig und sicher. Man kann unmittelbar vorm Sperrwerk trocken fallen.
Dieser Platz aber war der schönste, mit dem Schlauchboot gleich direkt in die Vorstadt. Aber ACHTUNG, das Sperrwerk öffnet wegen der Stromerzeugung schubweise und dann entstehen extreme Strömungen, schwimmt man an Land oder fährt kann es also auch unüberlegt geplant sehr gefährlich werden.
Viele überlegen aber ich kann es nur empfehlen: Fahren sie durch das Kraftwerk(Schleuse) in Richtung Dinan. Eine einmalige Landschaft, die immer enger wird, belohnt dafür. Von den berühmten Holzschiffswracks, bis zu den Traumschlössern, alten Bogenbrücken, Burgen und Felsen, bis zu den sehr hohen Schlickbänken kurz vor der zweiten Schleuse haben sie alles an Eindrücken. Der Oberlauf ist sodann tidefrei. Alle Schleusen sind gratis. Sie öffnen von See aus St. Malo stündlich, Kanal 13 und die Binnenschleuse auf Anruf aber zumindest auch stündlich. Von innen jeweils 15 Minuten vor Voll.
Gleich hinter dem Kraftwerk ist ein Schloss, welches zu einer Werft- und Ankermanufaktur gehörte. Praktisch einfach vor fahren, trocken fallen und besichtigen. Immer finden sich tolle Wanderwege an der Küste. Viele alte Wassermühlen säumen das Ufer.
Dinan selber ist kaum zu beschreiben. Eine riesige Festung auf einem hohen Felsvorsprung, intakte Stadtmauer, uralte Fachwerkhäuser, schöne Läden, unbeschreiblich, alles was Bretagne und Frankreich ausmacht und man liegt direkt im Stadthafen.
Hier sprechen die Bilder für sich. Die Fahrt bis zur Stadt ist von St. Malo aus sehr sicher und gut betonnt. Der Tiefgang reicht aber nur für flachgehende Yachten.
Zwar werden nur 5 % der Charteryachten mit Schwenkkiel angeboten, die anderen 95% verpassen aber im Grunde all das, was interessant wäre.
Sie tummeln sich in St. Malo und in anderen langweiligen immer gleich aussehenden Häfen und fahren dann mit dem Bus nach Dinan.
Ich gehe davon aus, dass sie meinen Bericht mit Google Maps verfolgen, deswegen springe ich. Gehen Sie auf „Satellit“ erkennen Sie selber die Strecken und unfassbaren Möglichkeiten, ich gebe also nur wenige Tipps.
Fahrt man also zurück nach St. Malo, dann muss man sich überwinden, nicht anzuhalten. Wir fahren weiter zu einer unmittelbar vor St. Malo vorgelagerten Insel und fallen zwischen hohen Felsen trocken.
Wie beschrieben, kommt die Yacht auch bei der hohen Welle sicher zum Stehen und leidet keinesfalls unter seitlichen Wellen, die gegen den Rumpf schlagen. Belohnt wird man mit einem wunderschönen Abend. Von Dinan kann man leicht gen Nachmittag lossegeln und die Insel erreichen.
Die von mir beschriebene Tour ist extrem kinderfreundlich, da die Strecken nie überlasten. Und irgendwie danken es auch immer die Mitseglerinnen, die nicht zwingend die „Heldentaten“ der Seebären miterleben müssen;-) Man ist also in einer unvergleichlichen Landschaft unter komplexen Bedingungen unterwegs, kann dabei aber Freunde und Familie absolut glücklich machen, weil sich einmal am Tage dieses schöne Gefühl einstellt, einfach von Bord auf einen Strand springen zu können.
Sehr gute Ankerwinsch und Anker nebst Kette bieten ständige Sicherheit, selbst bei Seegang und Strom liegt das Schiff sicher. Wir können das auch deswegen beurteilen, weil unsere Charterfahrten immer den Anspruch haben, Häfen zu meiden und sich auf Anker und Tampen zu verlassen.
Auf der Insel gibt es einen grandiosen Wanderweg, der zu den 50 Meter hohen Felsen führt. Die Insel ist voll mit nicht abgebauten Geschützen aus dem zweiten Weltkrieg.
Bunker säumen das Oberland. Gleich neben der Insel leichtet der schöne Leuchtturm, der die Haupteinfahrt nach St. Malo bezeichnet.
Zur Navigation sei gesagt, dass man zunächst vor Gezeitentafeln und Karten erschreckt aber im Grunde ist alles sicher uns sehr sinnvoll bezeichnet.
Von dieser Insel auf der wir dann doch drei Tage blieben, geht es weiter nach Cap Fréhel/Fort La Latte/Ile des Ehbiens.
Auch hier empfehle ich die Karte gut zu lesen. Denn dann erkennt man schnell, dass man im Grunde in 10 Meter Entfernung an diesen grandiosen 70 Meter hohen Felsen vorbei fahren kann. Unglaubliche Ansichten und Eindrücke und unendlich viele Seevögel klingen noch heute schön in den Ohren. Auch hier am Cap selber enorme Strudel und Strömungen.
Bitte schauen Sie sich an, ob Wind gegen den Strom läuft, denn dann kann es wirklich gefährlich werden. Bis 4 Windstärken aber kein Problem.
Und eines ist klar, das Ankern vor Fort La Latte ist Pflicht. Besichtigen Sie von dort aus die Burg und fahren mit dem Schlauchboot die Felsformationen ab.
Hat man doch zu viel Respekt vor diesem Ankerplatz in der Nacht, ist es schnell zur Ile des Ehbiens geschafft.
Herum um eine lange Kette spannender Felsen kommt man in eine unglaublich stille Bucht, in der der Wind still steht. Wenn vorn 5 Windstärken herrschen, ist es hier still.
Während die üblichen Yachten draußen liegen, fahren wir direkt auf den Strand, baden und picknicken.
Diese Bilder über das Hinterland der Insel sprechen für sich:
Ebbe
Flut zur halben Zeit
Irgendwo dann wieder draußen auf den „Außeninseln“.
Segelt man um das Cup F herum und hält etwas durch, wird man von der Landschaft um Phare de Ploumanac’h/ Trégastel schlicht vor Schönheit erfasst.
Auch hier hat eine Ovni enorme Vorteile, weil sie überall dort hinkommt, wo die Massen nicht hin kann.
Zu diesem Teil kamen Freunde dazu.
Diese Impressionen sollen zum Abschied für sich sprechen:
Ich hoffe, Ihnen ein paar gute Hinweise zu einer Reise in die Bretagne gegeben zu haben. Hier könnte ich noch unzählige Orte und Bilder veröffentlichen aber das würde den Rahmen sprengen.
Bitte verlassen Sie sich niemals allein auf meine Angaben, es muss alles individuell geplant und erklärt werden. Auf Wunsch mache ich das gern und vermittle auch eine Yacht für Sie.
Planen Sie auch gern unter Freunden, es ist für jeden etwas dabei.
Ihr Helge Petersen